16Juli
2016

Mit der Eisenbahn

Heute gehen wir auf große Bahnreise. Die überwucherten Bahngleise haben wir ja gestern schon mit Überraschung - oder war es Entsetzen? :-) - betrachtet. Auch der Bahnhof gleicht eher einem Lost Place.

Mit einer halben Stunde Verspätung rollt schließlich der Zug ein.

Wir nehmen in der Upper Class unsere reservierten Sitzplätze ein. Na, ganz komfortabel: gepolsterte Sitze, enorm viel Beinfreiheit. Ein Angestellter kehrt noch schnell zusammen - tja, bei zwei Zügen pro Tag und der üppigen Vegetation hier rasieren die offenen Fenster halt einfach alles ab, war sich dem Zug so entgegenstellt.

Zur Info: es gibt noch eine andere Kategorie hier, die nennt sich Ordinary Class. Holz- oder Plastikbänke und etwas enger alles. 

Es ist schön, so gemächlich durch die Gegend zu fahren. Man sieht sehr viel, besonders wenn die Bahnstrecke erhöht geführt wird: Felder, Orte, Häuser, Menschen bei der Arbeit. Die Geschwindigkeit ist bescheiden,  ca. 20 km/h. Es schaukelt wie im Prater mal von links nach rechts, mal auf und ab. Bei Straßenübergängen werden wir besonders langsam. Da ist der Gleiskörper ja quasi inexistent, wie wir gestern bereits feststellen konnten: die Rillen sind voller Gatsch. Nie würden wir zuhause auf so einer Strecke unterwegs sein (können). Aber genau dafür ist ein Urlaub ja da: um neue Erfahrungen zu machen.  :-)

Die beinahe 5 Stunden Fahrtzeit vergehen recht flott: in die Landschaft schauen, hin und wieder bleiben wir bei einem "Bahnhof" stehen,  zu Mittag etwas länger, immer wieder gehen Leute durch, die Snacks verkaufen, ein bisschen schlafen. Aber das große Highlight ist natürlich das Goteik-Viadukt: 110 Jahre alt und 300 Meter hoch. 



Bald danach steigen wir aus und werden bereits von unserem Fahrer erwartet. Nun geht's die bereits bekannte Route retour nach Mandalay, wo wir auch wieder im selben Hotel absteigen. Zu Abend gegessen wird heute im Green Elephant, einem sehr netten Lokal gleich um die Ecke. Hier wird jeder neue Gast mit Geläute begrüßt. Außerdem gehen sie mit einem nach Weihrauch duftenden, stark rauchenden Kübel umher: gegen die Moskitos - sehr sympathisch!

Noch zum Zug: die Strecke ist bis auf die Haltestellen einspurig. Und nicht nur kommt es einem manchmal so vor, als ob man sich einen Weg durch den Urwald bahnen würde, der Abstand zu den "abgegrabenen Wänden" ist minimal, unter Armeslänge - Kopf beim Fenster raushalten also eine ganz schlechte Idee. Ich musste immer wieder an Heimito von Doderers "Ein Mord, den jeder begeht" denken. Falls das jemand gelesen hat ...