18März
2019

Von Mandawa nach Bikaner

Heute Vormittag geht's nach Bikaner. In einem Ort auf der Strecke ist plötzlich die Straße gesperrt, weil sie erneuert wird, aber anscheinend gibt's hier keine (ausgeschilderten) Umleitungen. So müssen wir umdrehen und durch wilde und enge Gassen kurven. Von Schlaglöchern kann hier nicht mehr gesprochen werden und teilweise haben sich richtiggehende Seen gebildet. Auf jeden Fall sehen wir auf diese Weise, dass es sich hier, in Fatehpur, auch um einen ehemals schönen Ort mit einigen tollen, aber total heruntergekommenen Gebäuden handelt.

Bei einem Toilettenstopp - den unser Reiseleiter immer Harmoniepause nennt, seit er in Wien in der Operntoilette war - wird dann auch ein bisschen eingekauft. Am 21. März findet ja das Holifest (Farbenfest) statt und wenn wir uns da ins Getümmel schmeißen, kann es schon sein, dass wir auch mit Farben bombardiert werden.

Deshalb wird eine Holiausrüstung in Weiß gekauft, denn Weiß ist die richtige Farbe für diesen Tag laut unserem Reiseführer, der übrigens Deeps heißt.

Im Hotel bleiben wir nicht lange, nur ein kurzer Touchdown: Blumengirlande, Begrüßungsdrink (hier immer antialkoholisch), Check-in, Buchung einer Massage für den Abend, Harmoniepause im hübschen Zimmer und weiter geht's.

In Bikaner wird zuerst Mittagspause gehalten. Elisabeth und ich trinken etwas und bestellen uns dazu ein gefülltes Fladenbrot. Die verschiedenen Brote in Indien sind ja wirklich immer ein toller Genuss. Und danach besichtigen wir das Fort Junagarh, das gleichzeitig Festung und Palast des Maharadhjas war, und sehr beeindruckend ist.

 

 

Eigentlich das erste Gebäude hier, das unseren Vorstellungen von Prunk und verspielter Ästhetik hier in Rajasthan entspricht.

 

 

Es wird als Museum geführt und man kann von Hof zu Hof wandern, die repräsentativen Räumlichkeiten besichtigen und ein Gefühl für die verlorenen Zeiten der indischen Königtümer entwickeln.

Danach hat Deeps eine Überraschung für uns. Wir fahren in Tuk-Tuks durch die engen Gassen der Altstadt zu einem jainaistischen Tempel.

 

Die Fahrt ist wirklich ein Erlebnis: Tuk-Tuks, Motorräder, Fußgänger, Kühe und Hunde im dauernden Wirrwarr um jeden Zentimeter kämpfend.

 

Von Schlagloch zu Schlagloch, links, rechts ausweichend, Links- oder Rechtsverkehr (hier herrscht eigentlich Linksverkehr) ist nicht mehr von Relevanz, dazu der Lärm, das Gehupe, die Abgase. Eine Wahnsinnsfahrt. Im Tempel ist es dann wunderbar ruhig und beschaulich. Aber wir fahren ja dann auch noch mit den Tuk-Tuks retour zum  Bus. Diese Mal meint der Fahrer, ich soll mich zu ihm vor setzen, bei der Hinfahrt saßen wir zu dritt dicht gedrängt hinten.

Vorne muss ich nun darauf achten, nicht aus dem Gefährt geworfen zu werden, denn Tür oder so gibt's natürlich nicht. Wahrhaftig ein Abenteuer!

Im Bus verwöhnt uns Deeps dann mit einem einheimischen Rum, nicht schlecht.

Kurz vor dem Hotel bleiben wir dann noch bei einem hinduistischen Tempel stehen, bei dem gerade ein Pilgerfest im vollen Gange ist. Wir sind die einzigen Touristen und werden herzlich in Empfang genommen. Ein Mann winkt uns zu, wir ziehen die Schuhe aus, werden über einen Teppichweg ins offene Zelt, wo sich hunderte Personne befinden, geleitet.

 

Dort findet eine Zeremonie statt, es wird musiziert und getanzt, wir stellen uns in eine Reihe, spenden, werden von einem Würdenträger (?) auf der Stirn rot bemalt und mit Reiskörnern beklebt, danach wird uns gezeigt, was wir bei der Flamme zu tun haben - hin- und herwedeln und dann die Hände übers Gesicht legen - und wir werden mit Jasminwasser besprenkelt. Hinter uns eine Meer aus vor allem in Rot, Pink, Orange gekleideten Frauen. Ein Erlebnis der besonderen Art. Es wird uns zugewunken und am Weg hinaus werden wir von Mädchen bestürmt, die Selfies mit uns machen wollen. Wir sind beeindruckt davon, wie nett wir hier als Fremde aufgenommen werden.

Natürlich kommen wir nun erst später als angekündigt ins Hotel zurück, aber Deeps meinte, es wäre egal, wenn wir zu unserer Massage eine Viertel Stunde zu spät kommen würden. Nach all dieser Aufregung tut diese halbe Stunde der Ruhe und Erholung gut. Danach geht sich auch noch eine Dusche aus - ich fühle mich nämlich wie eine gut eingeölte Sardine -, bevor wir zum Abendessen gehen.